Forschungsprojekt „Interaktion in der professionellen Mediation“


Forschungsprojekt „Interaktion in der professionellen Mediation“

Gemeinsames Forschungsvorhaben der Bundes- Arbeitsgemeinschaft Familienmediation e. V. (BAFM) und des Arbeitskreises Mediationsforschung an der Universität Bielefeld (AKMF)

Was ist der Hintergrund des Projekts?
Seit ihrer Akademisierung in den 1980er Jahren unterlag die Mediation einem Prozess der Professionalisierung. Es hat sich ein praktisches Wissen herausgebildet, das eine effiziente Beilegung von Konflikten ermöglichen soll. Außerdem sind Berufsverbände entstanden, die nach rechtlicher Anerkennung streben und Qualitätsstandards setzen. Vor allem in der angelsächsischen Welt war dieser Prozess von einer regen sozialwissenschaftlichen Forschung begleitet. Dies umfasste eine Forschung, in der das Interaktionsgeschehen im Mediationsverfahren audiotechnisch aufgezeichnet und mit sozialwissenschaftlichen Methoden analysiert wurde. In Deutschland hat sich eine solche Forschung bislang noch  nicht etablieren können.

Was sind die Ziele des Projektes?
Vor diesem Hintergrund haben die Bundes-Arbeitsgemeinschaft Familienmediation e. V. (BAFM) und der an der Universität Bielefeld angesiedelte Arbeitskreis Mediationsforschung (AKMF) ein gemeinsames Forschungsprojekt initiiert. Zweck dieses Projektes ist es zu prüfen, wie sich in der Interaktionsforschung bewährte Arbeits- und Analysetechniken in die Praxis der Mediation transferieren und für deren weitere Professionalisierung fruchtbar machen lassen. Es soll geklärt werden, wie sich die Arbeit mit Transkripten in die Ausbildung der Mediation integrieren lässt, beispielsweise in Form einer Sammlung von Best-practice- Beispielen, und wie die Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Interaktionsanalysen zur Bewertung der Qualität von Mediationsverfahren verwendet werden können. Dabei soll auf das in der deutschsprachigen Interaktionsforschung vorliegende breite Methodenspektrum zurückgegriffen werden. In diesem Zusammenhang gilt es zu prüfen, welche Methoden für die Mediation anschlussfähig sind und in welcher Hinsicht die verschiedenen Methoden zu einer Professionalisierung der Mediation beitragen können.

Welche Arbeitsschritte sieht der Ablauf des Projekts vor?
Im Rahmen des Projektes soll ein Korpus dokumentierter Mediationsverfahren erstellt werden. Angestrebt ist eine Dokumentation „ganzer – nicht notwendigerweise ‚erfolgreich‘ abgeschlossener - Fälle“. Dies umfasst neben der Audioaufnahme der Sitzungen einer Mediation die Erhebung wichtiger Kontextinformationen und Verfahrensdokumenten. Die erhobenen Audiodaten werden verschriftlicht. Die dabei entstehenden Transkriptionen stehen im Zentrum der weiteren Forschung. Im Rahmen einer Reihe interdisziplinärer Workshops sollen auf dieser Grundlage Analysen mediatorischer Interaktion angefertigt werden. Schließlich werden im Austausch von Vertreter/inne/n sozialwissenschaftlicher Forschung und mediatorischer Praxis Professionalisierungspotentiale dieser Analysen identifiziert.
 
Wie ist der Datenschutz bei der Untersuchung gewährleistet?
Der Datenschutz besitzt in diesem Forschungsvorhaben einen besonderen Stellenwert. Es gilt nicht nur, die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten zu schützen. Auch die Mediation selbst lebt vom Prinzip der Vertraulichkeit. Um dies sicherzustellen hat der Datenschutzbeauftragte der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld, unsere Vorkehrungen zum Datenschutz bestätigt.

Im einzelnen werden folgende Vorkehrungen getroffen: Die in der Mediation erstellten Audio-Aufnahmen werden von den Aufnahmegeräten gelöscht und ausschließlich auf dem Server der Universität Bielefeld gespeichert, wo sie vor dem Zugriff Dritter geschützt sind. Die Aufnahmen werden nicht öffentlich vorgespielt und nur zur Qualitätssicherung gespeichert. Von den Aufnahmen werden wissenschaftlichen Standards gemäß Transkripte erstellt, die anonymisiert/pseudonymisiert sind. Das bedeutet, dass alle Personen- und Ortsnamen, Organisationsbezeichnungen oder sonstige Angaben, die Hinweise auf die Identität geben, durch erfundene Namen und Bezeichnungen ersetzt werden. Rückschlüsse auf die beteiligten Personen und ihr Umfeld sind dann nicht mehr möglich.

Die anonymisierten Daten stehen in ihrer Gesamtheit ausschließlich einem festlegten Kreis von Personen aus der BAFM und des AKMF zur Verfügung, die sich dazu verpflichten, die Daten nicht an Dritte weiterzugeben und die entsprechende Erklärungen unterschrieben haben. Da das Forschungsvorhaben dem wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt dient, werden Ausschnitte der anonymisierten/pseudonymisierten Transkripte einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die erhobenen Transkripte werden zur Auswertung auf von BAFM und dem AKMF organisierten Workshops vorgelegt. Die Publikation der auf dieser Grundlage entstehenden Analysen erfordert es, Ausschnitte aus den Transkripten zu veröffentlichen.
Jede/r, der/die aufgenommen wird, wird hierüber informiert und erklärt schriftlich sein Einverständnis.

Wie ist der Zeitplan?
Für das Projekt sind vorerst drei Jahre vorgesehen.  Im Herbst 2023 sollen Bilanz gezogen und weitere Schritte, insbesondere eine größere Fachtagung, geplant werden.

Wer finanziert das Vorhaben?
Für die Durchführung des Vorhabens wird auf die IT-Infrastruktur der Universität Bielefeld zurückgegriffen. Für die Anwerbung geeigneter Fälle und ihre Transkriptionen stellt der Förderverein der BAFM eine Anschubfinanzierung zur Verfügung. Anträge auf Förderung einzelner Mediationen halten die Mediator/innen bzw. der Projektkoordinator bereit.

Voraussetzungen für eine Förderung

  • Bereitschaft des beauftragten Mediators/der beauftragten Mediatorin
  • Zustimmung der Konfliktparteien
  • Audio-Aufnahmen ab der 1. Mediationssitzung
  • Keine Gruppenmediationen
  • Ein geringer Eigenbeitrag der Mediand/innen. Die Honorarkosten der Mediator/innen werden vom Förderfonds des BAFM-Fördervereins übernommen.
  • Obergrenze der jeweils geförderten Mediation liegt bei 1500.-€
  • Thematisch sollte es sich bei den Fällen um Familienmediation im weiteren Sinne handeln. Es kommen neben Trennung, Scheidung, Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten auch andere Themen wie Erbschaftkonflikte, Übergaben von Familienunternehmen und Geschwister- und Generationenkonflikte in Frage.  

Wenden Sie sich mit Anregungen und Fragen gerne an:

Sebastian Prüfer, Projektkoordinator
c/o ZeGG  
Rosa-Luxemburg-Str. 89
14806 Bad Belzig
sp@coachingcenterjena.de
Tel: +49 171-5778850      

Dr. Peter Münte, wissenschaftl. Begleitung
peter.muente@online.de
Tel. +43 670 3501387